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Korsikas Geschichte im Überblick

Die korsische Geschichte ist geprägt von Eroberungen und Invasionen. Die Insel war aber auch während 14 Jahren ein eigener Staat, ehe sie von den Franzosen annektiert worden ist.

Die Prähistorik

Korsika Geschichte Dame von Bonifacio7000 – 6000 v. Chr.: Präneolithikum. Die ersten menschlichen Gruppen liessen sich auf Korsika nieder. Sie lebten unter Felsvorsprüngen. Aus dieser Zeit sind drei Fundstätten bekannt: Strette (St. Florent), Curacchiaghiu (Levie) und Araguina-Sennola. In letzterem wurde auch die Dame von Bonifacio, die erste menschliche Spur auf Korsika, gefunden.

 

6000 – 4500 v. Chr.: frühes Neolithikum. Die Menschen begannen die Natur zu dominieren und hielten Haustiere. Auch stellten sie Keramikgefässe her. Von den zwölf bekannten Stätten jener Zeit ist Basi die berühmteste. Dessen Bewohner waren die ersten, die Hütten aus blossen Steinen bauten. Die Menschen bearbeiteten Obsidian, einen harten Vulkanstein, den sie aus dem benachbarten Sardinien importierten.

 

4500 – 3000 v. Chr.: mittleres Neolithikum. Übergangsphase. Die Corsi wagten erste Versuche, Landwirtschaft zu betreiben.

 

3000 – 1800 v. Chr.: spätes Neolithikum und Megalitikum. Die Bevölkerung Korsikas nahm zu. Mehr als vierzig Fundstätten sind heute bekannt. Mit der Bewirtschaftung des Bodens machten die Corsi grosse Fortschritte. In Terrina (Aléria) wurde bereits Kupfer verarbeitet. Die Megalithkultur kam auf. Anfangs wurden noch grobe Steinsäulen gefertigt, die gegen Ende der Epoche auch Gesichter eingemeisselt bekamen. Die ältesten Menhire finden wir im Südwesten Korsikas (grösste Dichte Europas). Im Norden sind die Jüngsten vertreten. Filitosa war das Zentrum dieser Kultur. Auf ganz Korsika zählen wir heute 630 Menhire, 73 Menhirstatuen sowie 64 Steinkistengräber und Dolmen!

 

1800 – 700 v. Chr.: Bronzezeit. Ein fremdes Volk störte, zum ersten Mal, den Frieden der Corsi. Die Torreaner bauten gut befestigte Steinburgen, wofür sie auch die Menhire und Menhirstatuen der Corsi verwendeten. Bestes Beispiel für die Zerstörungswut der Torreaner ist Filitosa. Dort fand man in den Torre zerschlagene Menhire. Die Corsi wurden nach Norden verdrängt. In dieser Zeit bekamen die Menhirstatuen auch Waffen eingemeisselt. Die Torreaner waren mit ihren Bronzewaffen den bisher friedlich lebenden Corsi haushoch überlegen.

 

700 – 565 v. Chr.: 1. Eisenzeit. Die Corsi lernten die Bearbeitung von Eisen. Die wichtigsten Siedlungen lagen jetzt nicht mehr an der Küste, sondern im Landesinneren. Man bekommt den Eindruck von der Existenz zweier kulturellen Zonen: Eine nördliche Bevölkerungsgruppe scheint sich stärker der Viehzucht zu widmen, eine südlichere mehr dem Ackerbau.

 

» mehr über die korsische Prähistorik

Korsika Geschichte: Dame von Bonifacio
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Die Antike

565 v. Chr.: Die Phokäer (Griechen aus Kleinasien) lassen sich an der Ostküste nieder und gründen dort mit der Stadt Alalia (das heutige Aléria) eine Handelskolonie.

 

540 v. Chr.: Alalia war die neue Hauptstadt der Phokäer, von wo aus sie die Herrschaft im Tyrrhenischen Meer anstrebten. In der Stadt lebten auch einige Corsi, wie aus Inschriften von Grabmälern hervorgeht.

 

535 v. Chr. kam es zur Seeschlacht von Alalia, in der die Etrusker und die Karthager gegen die Phokäer zogen. Die Phokäer erkämpften zwar einen knappen Sieg, der Verlust war aber so hoch, dass er eher einer Niederlage gleichkam. So verliessen viele der Kolonisatoren die Insel und liessen sich in Kalabrien und Marseille nieder. Die griechischen Einflüsse und Handelsbeziehungen blieben aber weiterhin wirksam. Hinzu kamen Etruskische Einflüsse.

 

259 v. Chr.: Die Römer eroberten Alalia und breiteten sich langsam entlang der Küste Korsikas aus. Erst etwa hundert Jahre später (163 v. Chr.) gelang es den Römern, die Korsen endgültig zu besiegen. Hierfür waren zehn Schlachten notwendig und die Hälfte der Korsen wurde dahingerafft.

 

100 v. Chr.: Marius gründete die römische Kolonie Mariana (südlich des Flughafens von Bastia Poretta).

 

3. Jh. n. Chr.: Korsika wurde christianisiert. Die heilige Julia erlitt im Jahre 303 den Märtyrertod (Nonza). Sie ist heute Schutzheilige Korsikas.

 

» Mehr über Korsika in der Antike

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Die Invasionen und das frühe Mittelalter

5. Jh.: Korsika wurde erst von den Vandalen und dann von den Ostgoten verwüstet. Die Bevölkerung der Insel wird auf 120’000 geschätzt.

 

534 – 725 beherrschen die Byzantiner, bis auf kleine Unterbrechungen die Insel. Die Langobarden eroberten Korsika, jedoch wurde ihnen das Land bald vom Frankenkönig Pippin dem Kurzen abgenommen, der Korsika im Jahre 755 dem Heiligen Stuhl schenkte. Bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts beherrschten aber die Sarazenen die Insel und drängten die Einheimischen ins Landesinnere zurück.

 

» Mehr über die Invasionen im frühen Mittelalter

Zwei Jahrhunderte pisanische Herrschaft (1077 – 1284)

1077: Der Papst Gregor VII. versuchte den Frieden auf Korsika wiederherzustellen und übergab die Verwaltung Korsikas dem Bischof von Pisa.

 

1092: Pisa erhielt das Privileg, Bischöfe auf Korsika selbst zu ernennen. Genua machte seine Ansprüche auf die Insel deutlich.

 

12 Jh.: Dank der Verwaltung durch Pisa herrschte auf Korsika zeitweise Friede und Wohlstand. Dies bezeugen die zahlreichen romanischen Kathedralen und Kapellen.

 

1133: Der erstarkende Stadtstaat Genua erhob Anspruch auf die Insel. Der Papst übertrug ihm die Bistümer Accia, Mariana und St-Florent. Aléria, Ajaccio und Sagone blieben bei Pisa.

 

1195: Die Genueser eroberten Bonifacio und befestigten die Stadt.

 

1268: Die Genueser gründeten Calvi.

 

1284: In der Seeschlacht von Meloria verlor Pisa, neben 52 Schiffen und 16’000 Mann, die Insel an Genua.

 

» Mehr über die Herrschaft der Pisaner

Korsika Geschichte Pisa
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Fünf Jahrhunderte genuesische Herrschaft (1284 – 1768)

1290: Der Papst war mit der neuen Situation nicht einverstanden und übertrug Korsika dem König von Aragonien. Genua und Aragonien versuchten, die korsischen Feudalherren für sich zu gewinnen. Auf der Insel herrschte Gesetzlosigkeit und Aufruhr.

 

1347 gelang es den Genuesen, ihre Herrschaft zu festigen. Ein Jahr später kam in der grossen Pest rund ein Drittel der Inselbevölkerung um.

 

1404: Vincentello d’Istra begann im Auftrag König Alfons‘ V. von Aragonien einen grossen Teil Korsikas zu erobern. Von 1420 bis 1434 regierte er als Vizekönig die Insel, wurde aber schliesslich von Genua hingerichtet.

 

1453 trat die Stadtrepublik Genua die Insel an die Bank des Heiligen Gregor zu Genua ab, der die Stadt stark verschuldet war.

 

Unter der neuen Herrschaft herrschten auf Korsika mehrere Jahrzehnte lang Friede. In dieser Zeit wurden auch die mächtigen Zitadellen, die prunkvollen Barockkirchen, die pittoresken Brücken und das „torregiana“ genannte Verteidigungssystem (rund 150 Türme verteilt über die ganze korsische Küste) errichtet.

 

1553: König Heinrich II. von Frankreich landete mit seinen Truppen auf Korsika. Sie wurden unterstützt vom korsischen Freiheitskämpfer Sampiero Corso, der dem König auch den Rat gab, die Insel zu besetzen. Er erhoffte sich dadurch eine Befreiung aus dem genuesischen Joch. Den Franzosen gelang es, die Insel zu erobern, gaben sie aber im Jahre 1559 wieder an Genua zurück (Vertrag von Cateau-Cambrésis).

 

1564 entschloss sich Sampiero (Sampieru), seine Heimat mit Hilfe seiner korsischen Anhänger zu befreien. Er kämpfte überaus erfolgreich und konnte von den Genuesen nur mit einem hinterhältigen Mord (1567) beiseitegeschafft werden. Sie kauften die Insel der Bank wieder ab.

 

18. Jh.: Die Blüte der Stadtrepublik war vorüber. Genua ist ruiniert und zerfällt.

 

» Mehr über die Herrschaft Genuas

Sampieru Corsu
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Korsika Geschichte Genueserturm
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Der Unabhängigkeitskrieg (1729 – 1769)

1729: Eine Missernte und die darauffolgende Hungersnot waren der Anlass für einen erneuten Aufstand der Korsen gegen die Unterdrücker.

 

1730 wurden durch eine Volksabstimmung Andrea Colonna Ceccaldi und Luigi Giafferi zu Staatsoberhäuptern der korsischen Nation. Genua bat die Österreicher um Hilfe, die (1732) einen Vertrag zu Gunsten der Korsen aushandelten, der die Situation auf Korsika deutlich verbessern sollte. Kaum waren die Österreicher aber wieder abgezogen, hielt sich Genua nicht mehr daran. Die Korsen griffen wieder zu den Waffen.

 

Am 6. Januar 1735 wurde an einer Volksversammlung in Orezza die Unabhängigkeit Korsikas ausgerufen.

 

1736: Der deutsche Adelige Theodor von Neuhoff ging in Aléria an Land. Er brachte Waffen, Munition, Geld, Getreide und Schuhe für die Freiheitskämpfer mit, welche ihn als Gegenleistung zum König Korsikas krönten. Neun Monate später war aber alles Geld weg, der versprochene Nachschub folgte nicht, und so flüchtete Theodor I. aus seinem Königreich.

 

1738 und 1748 kamen die Franzosen den Genuesen zu Hilfe.

 

1755 wurde Pasquale Paoli zum „Général de la Nation“ gewählt. Er schaffte eine demokratische Verfassung, die später der amerikanischen als Vorbild diente! Paoli führte unter anderem die allgemeine Schul- und Militärpflicht ein und gründete eine Universität in Corte.

 

Am 15. Mai 1768 verkaufte Genua im Vertrag von Versailles seine Rechte über Korsika für 2 Millionen Lire an Frankreich. Erneut griffen die Korsen zu den Waffen: „Guerra! La libertà o la morte!“ (Krieg! Freiheit oder Tod!)

 

» Mehr über die korsische Unabhängigkeit

Pasquale Paoli

Das französische Korsika

8. Mai 1769: In der entscheidenden Schlacht bei Ponte Nuovu besiegten die Franzosen die an Männern und Waffen haushoch unterlegenen Korsen und annektierten die Insel. Paoli flüchtete nach London ins Exil.

 

Am 15. August 1769 wurde Napoleon Bonaparte in Ajaccio geboren. Wäre er nur ein halbes Jahr früher zur Welt gekommen, so wäre er Italiener gewesen…

 

1789: Korsika war französisches Département und zählte 160’000 Einwohner.

 

1794 bis 1796: Korsika ernannte sich zum Königreich unter britischem Schutz. Sir Gilbert Elliot wurde Vizekönig der Insel. Die Engländer zogen sich aber zwei Jahre später auf Druck Frankreichs wieder zurück. Die Insel wurde in die Départements Golo und Liamone aufgeteilt.

 

1811: Napoleon vereinigte die beiden Départements und ernannte seine Geburtsstadt zur Hauptstadt Korsikas.

Napoleon Bonaparte

1839: Prosper Mérimée, Inspektor der historischen Denkmäler Frankreichs, besuchte Korsika. Resultat dieser Reise war das Buch „Notes d’un voyage en Corse“ und die Novelle „Colomba „.

 

1888 fuhr der erste Zug von Bastia nach Corte, sechs Jahre später war auch Calvi ans Eisenbahnnetz angeschlossen.

 

1914 bis 1918: Im 1. Weltkrieg starben 14’000 (nach anderen Quellen gar bis 30’000) Korsen für Frankreich. Dies wirkte sich negativ auf die ohnehin schon schlechte Wirtschaftslage aus. Ausserdem verschärfte es den rasanten Bevölkerungsrückgang.

 

1942/43: Deutsche und Italiener besetzten im 2. Weltkrieg die Insel (Rommelschatz soll vor der Küste des Cap Corse liegen). Bei ihrem Abzug zerstörten die Deutschen die Eisenbahnstrecke Bastia – Porto Vecchio, die dann nicht mehr aufgebaut wurde.

 

1944 rotteten die amerikanischen Truppen mit DDT die Malariamücke in der Ebene an der Ostküste aus.

 

1969, zum 200-jährigen Geburtstag von Napoleon, wurde der korsische Regionalpark gegründet, welcher heute rund einen Drittel der Insel bedeckt. Anfangs Neunzigerjahre wurde auch die Castagniccia mit einbezogen.

 

1975: Korsika wurde in die Départements Corse-du-Sud (2A) und Haute-Corse (2B) aufgeteilt.

 

1981: Wiedereröffnung der Universität in Corte; mehr als 200 Jahre nach ihrer Schliessung!

 

1982: Korsika erhielt als erste Region Frankreichs ein eigenes Regionalparlament.

 

1991 anerkannte Paris die Existenz des „korsischen Volkes“ als „Teil des französischen Volkes“. Allerdings intervenierte der Verfassungsrat und gab bekannt, dass die Grande Nation keine Unterschiede hinsichtlich Herkunft, Rasse und Religion kenne und die Existenz eines korsischen Volkes verfassungswidrig sei.

 

5. Mai 1992: Vor dem Anpfiff des Halbfinalspiels zwischen dem SC Bastia und Marseille stürzte eine Tribüne ein. 18 Menschen kamen ums Leben, 2332 wurden zum Teil schwer verletzt. Die korsische Musikgruppe I Muvrini komponierte dazu ein Gedenklied (Perdunateci o mà). Der Hauptverantwortliche des Einsturzes fiel 1994 in Bastia einem Racheakt zum Opfer.

 

Am 6. Februar 1998 wurde der Präfekt Korsikas, Claude Erignac, in Ajaccio auf offener Strasse erschossen. Dieser Mord an einem Ranghohen Politiker machte Schlagzeilen. Wenige Tage nach der Tat gingen in Ajaccio 40’000 Leute auf die Strasse und protestierten gegen die Mordanschläge der Nationalisten. Diese verloren dann auch in den nächsten Regionalwahlen fast die Hälfte ihrer Sitze im Parlament.

 

20. April 1999: Die korsische Gendarmerie zündete das illegal errichtete Strandlokal „Chez Francis“ an. Darauf wurde Bernard Bonnet, Präfekt Korsikas und Nachfolgers Claude Erignacs, inhaftiert und durch Jean-Pierre Lacroix ersetzt. Bernard Bonnet wurde 2002 zu einem Jahr Haft verurteilt.

 

20. Juli 2003: Der mutmassliche Mörder, Yvan Colonna, wurde in einer Bergerie nahe Olmeto verhaftet.

 

Am 6. Juli 2003 entschieden sich die Korsen mit einer knappen Mehrheit gegen eine Zusammenlegung der beiden Inseldepartemente.

 

In den Regionalwahlen 2004 errangen die Nationalisten unter dem Dach von Unione Naziunale 8 der 51 Sitze im Parlament in Ajaccio.

 

In den Regionalwahlen 2015 erzielte die Liste „Pè a Corsica“, ein Zusammenschluss von „Corsica Libera“ und „Femu a Corsica“, 35% der Stimmen. Seither ist der moderate Autonomist Gilles Simeoni Präsident der korsischen Exekutive und der etwas radikalere Guy Talamoni Präsident der Legislative.

 

» Mehr über die Zugehörigkeit zu Frankreich

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